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Sa!nt on Trip

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Sonntag, 5. Februar 2023, 18:30

Review: Far Cry 6



(Hinweis: Gespielt wurde das Hauptspiel ohne DLC's.)

Nach einigen Ausflügen im Himalaya, der Steinzeit sowie in Montana kehrt die Far Cry-Serie wieder in die Karibik zurück. Genauer gesagt ins fiktive Inselreich Yara. Dort tobt eine Revolution, denn der Tyrann Anton Castillo geht mit seinen Untertanen alles andere als menschlich um. Eine für so ein kleines Reich ungewöhnlich große Armee hält seine Macht aufrecht. Die große Aufgabe dürfte damit klar sein: Castillo muss fallen.

Der Spieler schlüpft in die Rolle von Dani Rojas, wobei diese Figur wahlweise eine männliche und eine weibliche Version hat. Einen frei erstellbaren Charakter ohne größere Persönlichkeit gibt es nicht mehr. Rojas hat den Militärdienst schon lange quittiert und schließt sich nun der Revolution an. Diese ist ziemlich ins Hintertreffen geraten, da die verschiedenen Rebellengruppen in den verschiedenen Teilen der Insel nicht gut aufeinander zu sprechen sind und es aufgrund dieser Zersplitterung zu keinerlei Fortschritten kommt. Eine Chance auf den Sieg besteht nur, wenn man diese Gruppen vereinen kann.

Bei Yara handelt es sich im Grunde um ein umgeschminktes Kuba-Szenario. Die Hauptstadt Esperanza sieht Havanna ausgesprochen ähnlich, dazu kommen karibische Strände und Dschungel, aus jedem Lautsprecher tönt typisch lateinamerikanische Musik. An jeder Ecke stehen die aus den 50er-Jahren typischen Heckflossen-Limousinen herum. Wer mal in diesem Winkel der Welt Urlaub gemacht hat, wird sich in diesem Szenario sicher wohlfühlen. Möglich wird dies durch die Dunia Engine, die zwar schon einige Jahre auf dem Buckel hat, aber im Laufe der Zeit immer mal ein wenig aufpoliert wurde. Das Gameplay ist ebenfalls altbekannter Tobak: Als Einzelkämpfer (oder auch mit Coop-Partner) erobert man die Karte Stück für Stück, nimmt Außenposten ein, kümmert sich um Nebenaufgaben und eliminiert die Helfershelfer des Oberbösewichts, bis man ihm dann irgendwann gegenübersteht. Für alte Far Cry-Hasen also auf der Insel nichts neues.

In Sachen Gameplay hat man dann aber doch den ein oder anderen Tapetenwechsel vorgenommen, um den Vorwurf des Fließbandspiels ein wenig zu entkräften. So gibt es keinerlei Skilltrees mehr. Welche Perks man verwendet, hängt von den Klamotten ab, die man gerade trägt. Auf die Art kann man auch nicht mehr zur overpowerten Kampfsau werden, die sich lautlos fortbewegt, immer kugelsicherer wird und sich neue Talente aneignet. Stattdessen muss der Spieler nun abwägen, ob er lieber schneller oder geräuschloser wird, mehr Munition tragen oder die Widerstandskraft erhöhen will. Waffenaufsätze werden nicht mehr gekauft, sondern per Crafting zusammen gebastelt. Schalldämpfer überhitzen nun auch, wenn man sie mit zu vielen Salven strapaziert, was ein leises Meucheln zusätzlich erschwert. Jagd und Angeln sind zwar auch noch vorhanden, haben aber schon länger nicht mehr die gleiche Bedeutung wie früher. Das Fleisch erlegter Tiere kann man gegen Herstellungsressourcen eintauschen oder verzehren, um zeitlich begrenzte Effekte zu erhalten. Vorausgesetzt, man hat in einer Rebellenbasis die Kantine gebaut. Diese Basen werden im Laufe des Spiels freigeschaltet und können mit bis zu 2 Einrichtungen verbessert werden, wo man beispielsweise Karten erwerben kann, um die Position von Rebellenverstecken offen zu legen oder bessere Waffen kaufen zu können. Basisverbesserungen benötigen andere Ressourcen als Waffenaufsätze.

Apropos Waffen: Für die Diktatorenhatz gibt es natürlich wieder allerhand Spielzeug, wobei man sich bei dem einen oder anderen Modell wieder fragt, wie sowas auf die Insel gekommen sein soll. Falls die konventionellen Gerätschaften nicht reichen, kann man sich an Juan wenden, der einen harmlosen Toaster in eine tödliche Waffe verwandeln kann. Unter anderem bietet er einen Flammenwerfer, eine Nagelpistole, eine motorisierte Gatling oder auch etwas abgefahrenes wie einen CD-Werfer an. Um in den Besitz dieser Waffen zu gelangen, muss man allerdings abgereichertes Uran sammeln, welches (warum auch immer) an Luftabwehrstationen herumsteht. Diese sollte man fleißig zu Kleinholz verarbeiten, damit man sich per Heli- oder Gyrokopter sicher fortbewegen kann. Gleiches gilt auch für Kontrollpunkte, an denen man häufig vorbeikommt. Diese zu durchbrechen wird in der Regel mit platten Reifen bestraft, allerdings sind sie auch nicht mit sonderlich vielen Gegnern besetzt. Einen Außenposten zu erobern macht die Gegend allerdings nicht unbedingt sicherer, denn feindliche LKW und Patroullien kommen einem dennoch vereinzelt entgegen. Im Gegensatz zu den Vorgängern wird man jedoch nicht sofort als Feind erkannt, wenn man seine Waffen wegsteckt. Rückeroberungen, wie sie in Teil 4 vorkamen gibt es erst, wenn die Hauptstory beendet ist.

Einen Storykracher sucht man auch bei diesem Teil eher vergeblich. Dafür haben die Figuren schlicht und ergreifend zu wenig Tiefe. Geht einer der Charaktere hopps, dann ergreift einen das bei weitem nicht so wie bei Teil 3. Hinzu kommen ziemlich simple Aufgaben. Meist gilt es, etwas zu zerstören, Feinde abzuwehren oder irgendeinen Gegenstand zu suchen. Dank Questmarker keine große Sache. Gewürzt wird das ganze noch mit Sammelgegenständen, die aber auch eher unnützer Ballast sind, um die Spielzeit ein wenig zu strecken. Die einzig fordernden Nebenaufgaben sind Sondereinsätze, die auf Schauplätzen außerhalb der Insel absolviert werden müssen. Hier gilt es, eine neuartige Waffe namens PG-240X zu bergen. Diese birgt die Problematik, dass sie permanent gekühlt werden muss. Läuft der Spieler damit zu lange in der Gegend herum, ohne sie unter Wasser zu halten, kann man seine Einzelteile bis Esperanza auflesen. Als Belohnung winken Monetas, die man gegen besonders gute Ausrüstung tauschen kann. Eine andere Art von Sondereinsatz sind Bandido-Überfälle. Hierzu muss man einer Rebelleneinheit Befehle geben, welche mehr oder weniger erfolgreich sind - ziemlich belanglos, da textbasiert.

Grob zusammengefasst ist Far Cry 6 zwar ein besserer Vertreter als noch Teil 5, jedoch aufgrund des mittlerweile veralteten Gameplays nichts Weltbewegendes mehr. Zwar hält es den Spieler ziemlich lange vor den Bildschirm, ist jedoch selbst auf dem höchsten Schwierigkeitsgrad zumindest für Veteranen der Serie zu einfach. Die KI ist nach wie vor extrem leicht zu überlisten und daher ideales Kanonenfutter. 5 zur Auswahl stehende Amigos, tierische Begleiter mit eigenen Stärken oder auch ein Coop-Partner machen das ganze noch einfacher. Als I-Tüpfelchen hat man noch einen unsichtbaren Waffentresor im Schlepptau, man kann das Arsenal permanent anpassen, selbst im hitzigsten Kampfgeschehen. Auch wenn ein altes Sprichwort besagt "Never change a running system", irgendwann möchte man doch gern mal etwas grundlegend Neues und keine Verwurstung eines mittlerweile 10 Jahren alten Spielsystems. Auch die wunderschön gestaltete Umgebung, ein toller Soundtrack und Giancarlo Esposito als fieser Obermotz können da nicht viel mehr herausreißen. Für die Zukunft sollte Ubisoft über eine Grundrenovierung nachdenken, irgendwann wird auch der größte Fan nicht mehr mitspielen.

Pro:
+ authentisches Szenario
+ große Spielwelt
+ viele Waffen, Fahrzeuge und Ausrüstung


Kontra:
- ewig altes Spielprinzip
- zu leicht
- Handlung unspektakulär


Wertung: 7/10

Dieser Beitrag wurde bereits 1 mal editiert, zuletzt von »Sa!nt on Trip« (5. Februar 2023, 19:02)