(Hinweis: Gespielt wurde das Spiel als Standalone auf der Meta Quest 3.)
Seit ein paar Jahren wurde es still um die beliebte und auf Dmitry Glukhovskys Roman basierende Spieleserie. Der letzte Metro-Teil ergänzte das bis dahin bekannte Gameplay um etwas Open World und ein Crafting-System. Mit dem neuesten Streich, der auf den Namen Awakening hört betritt man nun den VR-Bereich, der seit einigen Jahren stetig steigenden Zuwachs erfährt. Entwickelt wurde er von Vertigo Games, welches unter Anderem mit dem Zombie-Shooter Arizona Sunshine aufhorchen lies.
Storymäßig bricht Awakening mit der bisherigen Handlung, denn man schlüpft nicht in die Stiefel von Serienheld Artjom, sondern des Arztes Serdar, der diesmal auch nicht stumm durch die Tunnel stapft. Die Handlung ist im Jahr 2018 angesiedelt, wenige Jahre nach dem Fall der Bomben, wobei sie nach kurzer Zeit einen Sprung um weitere 10 Jahre macht. Serdars Frau Yana vernimmt immer wieder die Stimme ihres verstorbenen Sohnes, was Serdar als psychisches Leid einordnet. Er zieht aus, um seltene Medizin dagegen zu finden. Bald verschwindet seine bessere Hälfte scheinbar spurlos und er muss sich zeitnah den Bedrohungen jenseits der sicheren Stationen stellen, ob nun menschlicher oder monströser Natur. Er wird feststellen, dass sich Yana die Stimmen in ihrem Kopf nicht nur ausgedacht hat.
Das Gameplay orientiert sich in Awakening wieder an den ersten Teilen. Der Spieler ist fast ausschließlich in der Metro unterwegs, Ausflüge an die Oberfläche kommen allerdings kaum vor. Ruhige Abschnitte wechseln sich mit Shooter- und Schleichpassagen ab. Einen bissiger Shooter sucht man auch beim Spin-Off vergebens, gerade auf höheren Schwierigkeitsstufen will jede Patrone sinnvoll eingesetzt werden. Man sollte bei seinen Streifzügen durch die dunklen Korridore und Räume also lieber jeden Stein umdrehen, denn Munition ist gut versteckt, zumal man diese auch nicht bei Händlern oder Werkbänken aufbessern kann. Gleiches gilt auch für Maskenfilter, denn auch radioaktive Strahlung ist eine recht häufig auftretende Bedrohung. Das Waffenarsenal ist überschaubar, Serdar kann unter Anderem auf eine Pistole, eine Kalaschnikow, die aus früheren Teilen bekannte Revolverflinte, eine Armbrust und ein Blasrohr zurückgreifen. Die Argumentationsverstärker lassen sich allerdings nicht mit Aufsätzen verbessern. Die Anzahl der Kämpfe liegt ein wenig unterhalb des ersten Teils. Neben menschlichen Feinden muss man sich auch Mutanten und Spinnen stellen. Spieler mit starker Abneigung gegenüber Achtbeinern werden jedoch vor dem Start darauf hingewiesen. In einiger Zeit wird laut den Entwicklern ein Modus nachgeschoben, der dieser Zielgruppe das Spiel erträglicher macht.
Steuerungstechnisch kann Awakening vor allem mit seinem Inventarsystem überzeugen. Am Rucksack sind alle nötigen Werkzeuge angebracht, die man im Spielverlauf benötigt, darunter vor allem der tragbare Generator und die Gasmaske. Auch lässt sich hier jederzeit der gesamte Munitionsvorrat ablesen. Waffen werden in einer separaten Tasche untergebracht, Munition greift man sich je nach Einstellung aus der Brust- oder linken Hüfttasche. Hört sich zum Glück jedoch komplexer an, als es in der Praxis ist. Bereits nach wenigen Anwendungen beherrscht man das Inventarsystem blind, auch wenn man neu in der VR-Welt unterwegs ist. Gleiches gilt auch für's Zielen und Schießen. Da die meisten Levels dunkel sind, muss man auch den Status der Kopflampe im Auge behalten, die sich jederzeit wieder aufladen lässt. Auf ein Nachtsichtgerät muss diesmal verzichtet werden.
Awakening greift technisch auf die Unreal Engine 5 zurück, mit der die Meta Quest, sofern man das Spiel direkt darauf spielt, wohl ordentlich zu kämpfen hat. Das Spiel ist im typischen Grafikstil der alten Teile gehalten, aber dennoch kann es nicht darüber hinwegtäuschen, dass die technischen Möglichkeiten des Headsets recht begrenzt sind. Vor allem an einigen Assets sind die Texturen ziemlich verwaschen und nicht immer sofort fertig geladen, außerdem ist in der Distanz Unschärfe nicht zu übersehen. In Verbindung mit einem starken Rechner und der Nutzung über Steam lässt sich dieses Manko ausgleichen, allerdings sind auch die Interaktionsmöglichkeiten weit von einem Schwergewicht a la Half-Life: Alyx entfernt. Die Beleuchtung ist komplett statisch und hier zeigt sich eine weitere Schwäche, die sich im Vergleich zu den Vorgängerteilen bemerkbar macht. Gegner konnte man früher recht einfach umgehen und ausknocken, indem man Lichter ausgeschaltet oder ausgeschossen hat. Diese Möglichkeit ist bei Awakening kaum noch gegeben, weswegen die Stealth-Mechanik arg begrenzt ist. Weshalb auch nicht ganz einleuchtet, warum das Spiel gleich 2 Stealthwaffen zur Verfügung stellt. Auch das in den anderen Teilen bekannte Karmasystem ist nicht mehr mit an Bord. Dies hat zur Folge, dass sich kein alternatives Ende erspielen lässt, was sich auf den Widerspielwert auswirkt. Zu guter Letzt ist lediglich eine englische Sprachausgabe verfügbar. Für den einen uninteressant, für andere, die zwecks Atmosphäre immer auf eine russische Vertonung zurückgegriffen haben ein Ärgernis.
Zusammengefasst ist Awakening ein durchaus gelungener Ausflug ins VR-Segment. Fans der Serie werden sich auch hier zurechtfinden und die typisch finstere, teils klaustrophobische Atmosphäre loben, auch Einsteiger sollten auf jeden Fall einen Blick wagen, da Kenntnisse der bisherigen Teile nicht zwingend erforderlich sind. Grafisch ist das Spiel jedoch wie erwähnt nicht auf Höhe der Zeit und einige fehlende Gameplayelemente werfen das SpinOff ein wenig zurück. Dennoch zählt Awakening klar zu den besten VR-Titeln des Jahres und sollte daher auf keinen Fall in der Spielebibliothek fehlen.
Pro:
+ ausgeklügeltes Inventarsystem
+ schaurig düstere Atmosphäre
+ gut beherrschbare Steuerung
Kontra:
- grafisch schwach
- Stealth-Mechanik kaum nutzbar
Wertung: 7/10